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EU-Fördermittel für Unternehmen

1. Überblick zu EU-Fördermitteln für Unternehmen

Dass die EU-Förderlandschaft kompliziert ist, wird symbolisch am FAQ-Bereich des zentralen EU-Fördermittel-Antragsportals mit über 6000 Einträgen Stand Dezember 2021 deutlich.

 

Die Kompliziertheit macht es empfehlenswert Grundlagenwissen über die Struktur von EU-Fördermitteln durch nachfolgende Unterkapitel zu schaffen, bevor wir tiefer einsteigen.

 

In meiner Tätigkeit als Fördermittelberater stelle ich fest, dass eine Beantragung von EU-Fördermitteln deutlich umfassender und langwieriger sein kann als eine Bundes- oder Landesförderung. Oftmals geht es dabei auch um deutlich höhere Fördersummen im Millionenbereich, die einen solchen Mehraufwand rechtfertigen können.

 

EU-Fördermittel wirken auf viele Kunden oftmals spannender oder reputabler, aber sie sind bei Förderinitiativen, die direkt auf der EU-Ebene vergeben werden (als direkte Mittelverwaltung) oftmals mit einem höheren Ablehnungsrisiko als eine vergleichbare Landes- oder Bundesförderung (ggf. in Form geteilter Mittelverwaltung) verbunden.

 

In der Förderperiode 2007 bis 2013 lag die durchschnittliche Bewilligungsquote bei ca. 20 % für das Vorgängerprogramm von Horizont 2020 (7. Forschungsrahmenprogramm oder FP7). Von 2014 bis 2020 verringerte sich hingegen die Bewilligungsquote auf ca. 13 %. Zum Kontrast: In den vergangenen Jahren habe ich über 100 go-digital Anträge abgewickelt für Unternehmen mit einer Bewilligungsquote von deutlich über 90 %. Go-digital ist das Förderprogramm des BMWi zur Digitalisierung in Deutschland für Unternehmen. Die Bewilligungsquoten auf Bundes- und Landesebene sind in vielen Fällen meist deutlich höher.

 

Suchen Sie also als kleines oder mittleres Unternehmen nach EU-Fördermitteln, ist der empfehlenswerteste Weg meist mit Mitteln des Bundeslands anzufangen, danach Bundesfördermittel zu abzuklopfen und falls keine zufriedenstellenden Ergebnisse brachte, nach entsprechenden EU-Fördermitteln zu suchen. Im Rahmen des Fördermittelchecks erhalten Sie eine Übersicht zu möglichen Förderprogrammen für Ihr individuelles Vorhaben auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene.

 

Je regionaler das Förderprogramm, desto eher ist es auf Ihr in der Region verwurzeltes Unternehmen und die Bedürfnisse regionaler Unternehmen zugeschnitten. Auch die Kommunikation mit Förderstellen auf regionaler Ebene ist meist schneller und unkomplizierter möglich als im Zuge einer EU-Förderung.

 

Bei mittleren und großen Unternehmen bis hin zu Konzernen macht ggf. eine Umkehrung dieses Rechercheansatzes Sinn, wenn die Vorhaben z.B. besonders innovativ und hochvolumig (ab mehreren Mio. EUR Projektkosten, nach oben offen) sind. Bei diesen Unternehmen sind oftmals die personellen und finanziellen Kapazitäten vorhanden, um von der hohen Förderquote und den hohen Zuschussbeträgen im Rahmen von EU-Fördermitteln adäquat zu profitieren.

 

Die EU-Fördermittelandschaft muss wie oben angedeutet zum besseren Verständnis in 3 Säulen eingeteilt werden, siehe folgende Unterkapitel.

1.1 EU-Fördermittel mit geteilter Mittelverwaltung

Das sind Fonds bzw. Programme, mit deren Finanzmittel Förderprogramme auf Bundes- und Landesebene im jeweiligen EU-Mitgliedsstaat (ko-)finanziert werden – diese Form der geteilten Mittelverwaltung macht rund 70 % des EU-Haushalts von knapp 1,8 Billionen EUR in 2018-er Preisen für 2021 bis 2027 aus.

 

Eine typische Verteilung der Kofinanzierung ist z.B. 50 % aus dem EU-Topf und 50 % aus Landes- bzw. Bundesmitteln. Anderweitige Aufteilungen zwischen EU/Bund und EU/Land sind möglich.

 

Die Behörden auf Landes- bzw. Bundesebene koordinieren die Verwaltung der Mittel. EU-Förderstellen sind nicht direkt involviert in die Vergabe bei kofinanzierten Förderprogrammen.

 

Den wenigsten Unternehmen ist bei der Beantragung der Fördermittel  bewusst, dass sie Mittel aus dem EU-Haushalt erhalten haben, weil die Mittelvergabe und Abwicklung der EU-Fördermittel mit geteilter Mittelverwaltung in der Regel über nationale (z.B. BAFA) oder regionale Stellen (z.B. Investitionsbanken der Länder) erfolgt.

 

Die Fonds mit geteilter Mittelverteilung sind konkret:

 

  • Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE)
  • Kohäsionsfonds
  • Europäischer Sozialfonds Plus
  • Europäischer Meeres- und Fischereifonds
  • Fonds für einen gerechten Übergang
  • Asyl-, Migrations- und Immigrationsfonds
  • Instrument für Grenzmanagement und Visa
  • Fonds für die innere Sicherheit

 

Die meisten der o.g. Fonds sind dabei für Unternehmen in Deutschland nicht relevant. Die wichtigsten beiden Fonds mit geteilter Mittelverwaltung für deutsche Unternehmen sind EFRE und ESF+. Letzterer sollte einigen in der Vorgängerversion ESF bekannt sein.

 

Viele der Mittel zur Digitalisierungs- oder Weiterbildungsförderung der Bundesländer speisen sich in kofinanzierter Form aus diesen beiden Fonds.

 

Erhält man eine Förderung aus dem EFRE-Fonds, muss ein Hinweis auf der Website und zusätzlich ein A3-Plakat an der Eingangstür aufgehängt werden, um zu zeigen, dass das Unternehmen gefördert wurde.

 

Der Nachteil einer solchen dezentralen Verwaltung mit Kofinanzierungen besteht darin, dass es sehr unübersichtlich werden kann, wer welche Förderprogramme anbietet und wo die Mittel der EU nun beantragt werden können. Hier versucht die Fördererdatenbank Abhilfe zu schaffen, sie sammelt entsprechende Richtlinien und macht die Recherche einfacher, Sie müssen aber viel Eigeninitiative mitbringen, da sie nur Förderessourcen aggregiert und auf weitere Projektträger und Förderstellen verweist.

 

Für Unternehmen ist es nicht bis kaum relevant, ob die beantragten Mittel aus einem EU-, Bundes- oder Landestopf kommen. Ein Förderprogramm kann sich durch mehr als einen Topf finanzieren und ggf. gibt es Abweichungen im Beantragungs- und Dokumentationsprozess je nach Mittelherkunft. Die Abweichungen werden aber die Richtlinie und / oder die zuständigen Sachbearbeiter offenlegen.

 

Wichtiger als die Mittelherkunft ist für ein ganzheitliches Fördermittelmanagement von Unternehmen die Unterscheidung der verschiedenen Fördermittel-Rechtsrahmen wie De-minimis, AGVO und Kleinbeihilfe. Diese geben die maximalen Fördersummen vor, die Unternehmen in zeitlichen Intervallen erhalten können. Fördermittel aus unterschiedlichen Rechtsrahmen sind kombinierbar.

1.2 EU-Fördermittel mit direkter Mittelverwaltung

Andererseits ist eine Beantragung von Finanzmitteln direkt bei der EU-Kommission oder nahestehenden Stellen möglich. Diese direkte Mittelverwaltung macht nur ca. 20 % des EU-Haushalts aus. Ein Beispiel für ein solches Förderprogramm, welches direkt von der Kommission verwaltet wird, ist COSME oder Horizont Europa.

 

Wenn wir über EU-Fördermittel für Unternehmen sprechen, beschränken wir uns daher auf diese Kategorie, da unter Punkt 1.1 fallende Förderprogramme mit geteilter Mittelverwaltung direkt bei nationalen oder regionalen Stellen beantragt werden können.

 

Der Vorteil von direkter Mittelverwaltung ist, dass die Förderaufrufe zentral im Portal Funding and Tenders der Europäischen Kommission veröffentlicht werden. Die zentrale Verwaltung der EU-Fördermittel für Unternehmen macht die Recherche etwas leichter, jedoch laufen ca. 900 Förderaufrufe aktuell oder werden in Kürze veröffentlicht.

 

Somit muss auf hier der richtige Förderaufruf herausgesucht werden. Für die Einreichung einer Bewerbung ist vorab eine Registrierung in dem o.g. Portal notwendig. Insbesondere Bedienungsanleitungen zum Gebrauch des Portals, zur Einreichung, sowie zum Förderaufruf an sich sollten aufmerksam gelesen werden, bevor der Antrag angefertigt wird.

 

Die Deadlines für die Einreichung eines Förderaufrufs werden i.d.R. mit veröffentlicht. Es ist empfehlenswert ausreichend Zeit für die Anfertigung einer Bewerbung für eine direkte EU-Förderung einzuplanen vor dem Hintergrund der in der Einleitung genannten geringen Bewilligungsquoten. Die hohe mögliche Förderssumme sowie die geringen Bewilligungsquoten machen Vorbereitung zum A und O der Bewerbung. Mindestens 1 oder 2 Monate und idealerweise deutlich mehr Zeit (4 oder 6 Monate) sollte zur Verfügung stehen, damit der Antrag auf EU-Fördermittel vorbereitet werden kann.

 

Ein zusätzliches Hindernis besteht darin, dass das zentrale Portal nicht auf Deutsch verfügbar ist. Sie sollten also mindestens gute Englischkenntnisse mitbringen.

1.3 EU-Fördermittel mit indirekter Mittelverwaltung

Die restlichen 10 % des Budgets gehen dann an humanitäre Projekte und internationale Entwicklungshilfe z.B. zur Bekämpfung von Ebola in Westafrika, Linderung der Folgen des Erdbeben in Nepal  et cetera.

 

Diese Form der EU-Fördermittel ist für die Unternehmen nicht interessant, daher wird dieses Thema im Beitrag nicht näher aufgegriffen.

1.4 Auflistung verfügbarer EU-Fördertopfe

Die folgenden Förderprogramme stellen die großen Fördertopfe aus dem EU-Haushalt dar, aus denen sich in der Regel konkrete Aufrufe oder weitere Förderprogramme, die durch nationale Stellen verwaltet werden, speisen.

 

Die Auflistung ist abschließend und folgenden großen Bereichen zuzuordnen:

 

  • Binnenmarkt, Innovation und Digitales
  • Zusammenhalt und Werte
  • Natürliche Ressourcen und Umwelt
  • Migration und Grenzmanagement
  • Sicherheit und Verteigung
  • Nachbarschaft und Welt

 

Nicht alle o.g. Bereiche sind für Unternehmen relevant. Relevante Förderprogramme für Unternehmen sind ausklappbar und mit kurzer Beschreibung versehen.

Horizont Europa

Das Nachfolgerprogramm von Horizont 2020. Horizont Europa dient der Unterstützung von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben mit bis zu 100 % Förderquote.

Euratom-Programm

Förderung der Forschungs- und Ausbildungsmaßnahmen im Nuklearbereich.

ITER

Förderung der Fusionstechnologie für einen umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Energiemix.

InvestEU

Ein mit 372 Mrd. EUR für 2021 bis 2027 ausgestatteter Topf zur Förderung von Investitionen in

 

  1. nachhaltige Infrastruktur
  2. Forschung, Innovation & Digitalisierung
  3. Kleine und mittlere Unternehmen
  4. soziale Investitionen und Kompetenzen
Faszilität Connecting Europe

Förderung von transeuropäischen Hochleistungsnetzen in den Bereichen Verkehr (CEF Verkehr), Energie (CEF-Energie) und digitale Dienste (CEF Digital).

Digitales Europa

Förderung insbesondere von KMU zu Projekten mit dem Ziel der Entwicklung eines marktfähigen Produkts oder Anwendung in folgenden Bereichen:

 

  • Hochleistungsrechnen
  • künstliche Intelligenz
  • Cybersicherheit
  • fortgeschrittene digitale Kompetenzen
  • Gewährleistung der breiten Nutzung der digitalen Technik in der gesamten Wirtschaft und Gesellschaft

darüber hinaus gibt es noch folgende Fonds und Förderprogramme:

 

  • Binnenmarktprogramm
  • Betrugsbekämpfungsprogramm der EU
  • Zusammenarbeit im Bereich der Besteuerung
  • Zusammenarbeit im Zollwesen
  • Europäisches Raumfahrtprogramm
  • Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)
  • Kohäsionsfonds (KF)
  • REACT-EU
  • Support to the Turkish Cypriot Community
  • Recovery and Resilience Facility
  • Technical Support Instrument
  • Protection of the Euro against Counterfeiting
  • Union Civil Protection Mechanism (rescEU)
  • EU4Health
  • European Social Fund+
  • Erasmus+
  • Europäisches Solidaritätskorps
  • Programm Justiz
  • Programm Bürgerinnen und Bürger, Gleichstellung, Rechte und Werte
  • Kreatives Europa
  • European agricultural guarantee fund
  • European agricultural fund for rural development
  • European Maritime, Fisheries and Aquaculture Fund
  • Programme for Environment and Climate Action
  • Just Transition Fund
  • Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds
  • Fonds für integriertes Grenzmanagement
  • Fonds für die innere Sicherheit
  • Stilllegung kerntechnischer Anlagen (Litauen)
  • Nukleare Sicherheit und Stilllegung kerntechnischer Anlagen
  • Europäischer Verteidigungsfonds
  • Instrument für Nachbarschaft, Entwicklungszusammenarbeit und internationale Zusammenarbeit
  • Humanitäre Hilfe
  • Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik
  • Überseeische Länder und Gebiete
  • Heranführungshilfe

 

Start-Ups und Unternehmen sollten für das Einwerben von EU-Fördermitteln ausreichend finanzielle und personelle Kapazitäten einplanen. Zentrale Stelle für die Identifikation von EU-Förderungen ist das EU-Portal. Dort werden Förderaufrufe veröffentlicht, deren Mittel direkt aus dem EU-Haushalt kommen. Für die Einbeziehung weiterer Mittel mit geteilter Mittelverwaltung, oder gar Bundes- und Landesmittel, sollten weitere Recherchewerkzeuge von Unternehmen, wie z.B. die Förderdatenbank oder die Seiten der regionalen Förderstellen und verantwortlichen Förderprojektträger genutzt werden.

 

Die Bewilligung ist nur der erste Schritt, anschließend muss die Dokumentation konform mit den anwendbaren Auflagen sein. Und nach Auszahlung des vollständigen Zuschusses kann eine weitere Frist gesetzt werden, in der Auflagen zu geförderten Gütern eingehalten werden muss. Ein Fehler kann dazu führen, dass Ihnen die gesamte Förderung gestrichen wird oder nach Erhalt verzinst zurückgezahlt werden muss.

 

Zusätzlich sollte der Fokus von Unternehmen nicht ausschließlich auf EU-Fördermittel liegen, sondern ein Vergleich mit Bundes- und Landesförderprogrammen stattfinden, da hierüber auch EU-Mittel fließen. Ein ganzheitliches Förderkonzept auszuarbeiten vor Beginn der Antragstellung macht sich sehr oft bezahlt.

2. EU-Fördermittelberatung

Die EU-Fördermittelberatung von foerdershop deckt die Analyse Ihres Vorhabens auf Fördermöglichkeiten anhand aktuell laufender und in naher Zukunft veröffentlichter Förderaufrufe in EU-Portalen ab. Aktuell laufen ca. 900 EU-Förderaufrufe oder werden in Kürze veröffentlicht.

 

Zusätzlich werden bei der Analyse auf EU-Fördermittel auch Landes- und Bundesmittel, soweit anwendbar, einbezogen und automatisch eine Günstigerprüfung in Bezug auf verfügbare (EU-)Förderprogramme für Sie vorgenommen. Das Resultat des Fördermittelchecks besteht in einer Priorisierung von Förderprogramm, die der Finanzierung Ihres Vorhabens am zuträglichsten sind.

 

Je nach Wunsch können dabei Zuschüsse, Förderkredite und andere Förderinstrumente einbezogen werden. Nach Abschluss des Fördermittelchecks erhalten Sie ein unverbindliches Angebot zur Umsetzung und Beantragung der Fördermittel. Die Betreuung umfasst neben der Beantragung auch die Begleitung bis zur vollständigen Auszahlung.

Autorenprofil & Haftungsausschluss

Dieser Beitrag wurde von Alexander Thiem, Fördermittelberater und Geschäftsführer der DigitalCore Products & Consulting Limited, geschrieben.

 

Die vorstehende Information ersetzt keine professionelle Beratung oder Betreuung und stellt keine Rechts- oder Steuerberatung dar. Es kann insbesondere eine Anpassung für den Einzelfall oder aufgrund anderer Umstände, z.B. wegen inzwischen geänderter Rahmenbedingungen notwendig sein. Eine Verwendung der Informationen geschieht auf eigene Verantwortung des Nutzers. Gerne stehen wir Ihnen für eine professionelle Beratung bei Bedarf zur Seite.

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