ZIM-Förderung in 2022 für Unternehmen
1. Überblick & Einleitung zur ZIM-Förderung
Wichtig: Möglichkeit zur Antragstellung in ZIM-Förderung seit dem 07.10.21 ausgesetzt bzw. nur sehr eingeschränkt möglich. Voraussichtlich werden ab 2022 wieder Anträge möglich sein.
Die ZIM-Förderung ist seit Einführung im Jahre 2008 zu einem der bekanntesten Förderinstrumente zur Innovationsförderung in Deutschland geworden.
Im Durchschnitt wurden gemäß ZIM-Evaluationsbericht in den ersten 10 Jahren ca. 500 Anträge pro Monat eingereicht mit einer durchschnittlichen Bewilligungsquote von ca. 65 % für Unternehmen. In den Anfangsjahren betrug die Bewilligungsquote für Unternehmen ca. 70 %, hingegen ist sie seit 2015 in Richtung 50 % gefallen. Dies spricht für die steigenden Anforderungen an einen ZIM-Antrag.
Rund zwei Drittel der Anträge entfallen seit der Richtlinie aus dem Jahre 2015 auf Unternehmen. Das restliche Drittel entspricht auf Forschungseinrichtungen.
Für Laien ist die ZIM-Förderung auf den ersten Blick oftmals erschlagend. Vor dem Hintergrund, dass Unternehmen zusätzlich in sehr vielen Fällen zwischen einem Bundeslandförderprogramm und EU-Fördermitteln zur Innovation wählen können, sollte eine professionelle Evaluierung der Optionen vor Antragstellung stattfinden, um das beste Förderprogramm zu ermitteln.
2. Voraussetzungen zur ZIM-Förderung
Die in Deutschland durchzuführenden Forschungs- und Entwicklungsvorhaben müssen mit einem erheblichen technischen Risiko behaftet sein, für das Unternehmen neue Marktchancen eröffnen und auf die Verwertung neuer Produkte, technischer Dienstleistungen oder besserer Produktionsverfahren abzielen.
Für ein besseres allgemeines Verständnis von technisches Risiko, sowie Forschungs- und Entwicklungsvorhaben siehe Definition Forschung und Entwicklung.
Im Konkreten bedeutet das, dass zum Beispiel eine Entwicklung der nächsten Social-Media-App, Vermittlungsplattform schlechte Zuwendungschancen hat, ebenso wenig ist es ratsam ein Buzzword wie K.I. durch die Einbindung eines vorgefertigten Algorithmus einer bestehenden ML-Bibliothek zu verwenden. Diese Projekte wären eher im Zuge niedrigschwelliger Innovations- oder Digitalisierungsförderprogramme zuwendungsfähig. Unwahrscheinlich ist jedoch eine Förderung über ZIM.
Bei ZIM geht es ausdrücklich um anspruchsvolle Innovationsvorhaben in einer der 3 Projektformen:
- Einzelvorhaben
- Kooperationsprojekte (mindestens 2 Unternehmen oder mind. 1 Unternehmen und 1 Forschungseinrichtung)
- Innovationsnetzwerke aus mindestens 6 Unternehmen
Die ZIM-Förderung ist auf kleine und mittlere Unternehmen gemäß EU-KMU-Definition ausgerichtet, unterstützt aber auch größere Unternehmen bis zu 1000 Mitarbeiter.
Unternehmen ab 250 bis 500 Mitarbeiter weisen eine geringere Förderquote auf als KMU, welche bis zu 250 Mitarbeiter beschäftigen.
Unternehmen, die über mindestens 500 Mitarbeiter verfügen, weisen die geringsten Förderquoten auf und müssen mit einem KMU kooperieren, damit das Projekt zuwendungsfähig ist.
ZIM ist somit auf KMU ausgerichtet. Per Definition gehören viele Start-Ups auch zu den KMU. ZIM weist ausdrücklich darauf hin, dass die Eigenmittel zur Finanzierung des Vorhabens vorhanden sein müssen. Von dem Versuch die Eigenmittel aus einem ggf. zukünftigen Cashflow abzuleiten, ist abzuraten. Vielmehr sollten die Eigenmittel z.B. in Form von Bankguthaben liquide zur Verfügung stehen, damit ZIM das Projekt inkl. voraussichtlichem Zuschuss als durchfinanziert ansieht.
Beim Nachweis der Finanzierungsmittel ergibt sich eine weitere Tücke: Weisen Sie zu viel finanzielle Polster nach, die darauf deuten, dass Sie das Projekt finanziell komfortabel in Eigenregie im geplanten Umfang ohne Verzögerungen oder inhaltliche Kürzungen durchführen könnten, so wird dies höchstwahrscheinlich mit einer der folgenden Zuwendungsvoraussetzungen kollidieren:
- Das Projekt kann ohne Förderung nicht oder nur mit deutlichem Zeitverzug realisiert werden oder
- Das Vorhaben kann aufgrund der Förderung signifikant erweitert werden oder
- das Vorhaben kann aufgrund der Förderung mit einer signifikanten Zunahme der Gesamtausgaben durchgeführt werden
Innerhalb von 12 Monaten sind pro Unternehmen maximal 2 Bewilligungen für FuE-Projekte über ZIM möglich.
„Industrielle Forschung“ bezeichnet planmäßiges Forschen oder kritisches Erforschen zur Gewinnung neuer Kenntnisse und Fertigkeiten mit dem Ziel, neue Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen zu entwickeln oder wesentliche Verbesserungen bei bestehenden Produkten, Verfahren oder Dienstleistungen herbeizuführen. Hierzu zählt auch die Entwicklung von Teilen komplexer Systeme und unter Umständen auch der Bau von Prototypen in einer Laborumgebung oder in einer
Umgebung mit simulierten Schnittstellen zu bestehenden Systemen wie auch von Pilotlinien, wenn dies für die industrielle Forschung und insbesondere die Validierung von technologischen Grundlagen notwendig ist.
„Experimentelle Entwicklung“ bezeichnet Erwerb, Kombination, Gestaltung und Nutzung vorhandener wissenschaftlicher, technischer, wirtschaftlicher und sonstiger einschlägiger Kenntnisse und Fertigkeiten mit dem Ziel, neue oder verbesserte Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen zu entwickeln. Dazu zählen zum Beispiel auch Tätigkeiten zur Konzeption, Planung und Dokumentation neuer Produkte, Verfahren und Dienstleistungen.
Die experimentelle Entwicklung kann die Entwicklung von Prototypen, Demonstrationsmaßnahmen, Pilotprojekte sowie die Erprobung und Validierung neuer oder
verbesserter Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in einem für die realen Einsatzbedingungen repräsentativen Umfeld umfassen, wenn das Hauptziel dieser Maßnahmen darin besteht, im Wesentlichen noch nicht feststehende Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen weiter zu verbessern. Die experimentelle Entwicklung kann die Entwicklung von kommerziell nutzbaren Prototypen und Pilotprojekten einschließen, wenn es sich dabei zwangsläufig um das kommerzielle Endprodukt handelt und dessen Herstellung allein für Demonstrations- und Validierungszwecke zu teuer wäre.
Die experimentelle Entwicklung umfasst keine routinemäßigen oder regelmäßigen Änderungen an Produkten, Produktionslinien, Produktionsverfahren, Dienstleistungen oder anderen laufenden betrieblichen Prozessen, selbst wenn diese Änderungen Verbesserungen darstellen sollten.
3. Für welche Branchen ist ZIM geeignet? Inkl. Erfolgsbeispiele
Die ZIM-Förderung ist branchenoffen. Das bedeutet, dass keine Anschlüsse bestimmter Branchen vorgenommen wird und die Branchenzugehörigkeit nicht zu den Voraussetzungen der ZIM-Förderung gehört.
Aufgrund der Hürde zur Erfüllung des technischen Entwicklungsrisikos kristallisierten sich jedoch über die Zeit bestimmte Branchen heraus, die besonders häufig von der ZIM-Förderung profitieren mit Erfolgsbeispielen zu jeder Branche:
Bautechnologien
- effizienter Lärmschutz für Schiene & Straße
- Feindosierung für stabile Spülbohrungen
- Einbruchhemmende Nachrüstung von Verglasungen
Biotechnologien
- Entwicklung eines Detektionssystems zum Nachweis von Noroviren
- Wasserreinigung ohne Chemie
- in Kartonkapseln verpackte Larven der Trichogramma-Schlupfwespen zum umweltfreundlichen, effizienten Schutz von Maispflanzen
Dienstleistungen (Hardwareberatung, Softwarehäuser, Reparatur, Instandhaltung)
- certSMS zur kostengünstigen und sicheren mobilen Versendung von Dokumenten
- Neues Verfahren für interaktive Karten, Routingdienste und Vektor Streaming
- videogestütztes Packassistenzsystem für Verpackprozesse im Online-Handel
Elektrotechnik, Messtechnik, Sensorik
- selbststeuerndes Lichtsystem für hochwertige Exponate in Museen
- modulares Schließsystem für sichere Zutrittskontrolle in Rechenzentren
- Defekte im Drahtseil hochempfindlich detektiert
Energietechnologien
- Innovativer Turbinengenerator gewinnt Strom aus kleinen Mengen Prozessgas
- Wärmerückgewinnung: Energieeinsparungen in der Industrie
- Second-Life-Job für Antriebsbatterien von E-Autos
Fahrzeug- und Verkehrstechnologien
- Multifunktionales Verkehrsdaten-Erfassungs- und Informationssystem
- selbstfahrendes Flurförderfahrzeug
- Fußgängerschutzsysteme im virtuellen Test
Gesundheitsforschung und Medizintechnik
- Chiptechnologie zur schonenden Behandlung von Darmerkrankungen
- kostengünstige Blutzuckerkontrolle rund um die Uhr
- Bewegungsfreiheit im Pflegebett ohne Sturzgefahr
Informations- und Kommunikationstechnologien
- Produktweiterentwicklung mittels KI
- Optimierte Softwareumstellung durch KI
- sicheres Cloud-Archiv durch Blockchain
Luftffahrttechnologien
Maritime Technologien
Mikrosystemtechnik
Nanotechnologien
Optische Technologien
- LED-Blitz für die professionelle Fotografie
- Entwicklung von energiesparenden Hybridleuchten für den Außenbereich
- produktions- und tageslichtabhängige Helligkeitsregelung zur Unterstützung kognitiver Fähigkeiten des Menschen in Industriehallen
Pflanzen
Produktionstechnologien
- KI-Inline-Roboterprüfsysteme zur vollautomatischen Detektion innenliegender Defekte in Gussteilen
- saubere Wäsche für den Reinraum
- Lasermikrobearbeitung für präzisen Rundlauf
Raumfahrttechnologien
(aktuell keine Erfolgsbeispiele vorhanden)
Sicherheitstechnologien
Textilforschung
Umwelttechnologien
- vertikaler Gemüseanbau
- Mess- und Prüfgerät für die Qualitätssicherung und Effizienzsteigerung von Photovoltaikanlagen
Werkstofftechnologien
4. Höhe der ZIM-Förderung
Wie im Kapitel zu den Voraussetzungen der ZIM-Förderung angedeutet, hängt die Förderquote einerseits von der Größe des Unternehmens gemäß EU-KMU-Definition ab.
Andererseits gibt es zudem Bonuspunkte für Unternehmen in strukturschwachen Regionen gemäß GRW-Fördergebiet. An dieser Stelle wollen wir kein weiteres Fass mit der GRW-Förderung aufmachen. Es reicht aus, wenn Sie sich die GRW-Fördergebietskarte anschauen. Alles außer grau bekommt für ZIM die Bonuspunkte. Aktuell befindet sich die 2022-Fördergebietskarte noch im Entwurfsmodus.
Außerdem gibt es noch einen Bonus für junge Unternehmen, deren Gründung weniger als 10 Jahre zurückliegt.
Zuletzt hängt die Förderquote auch davon ab, ob ein Einzelprojekt oder ein Kooperationsprojekt durchgeführt wird.
Wird ein Kooperationsprojekt mit ausländischen Partnern durchgeführt,
Tabellarisch sieht dann die Förderquote inklusive anwendbarer Bonuspunkte wie folgt aus:
Einzelprojekte | Kooperationsprojekte | |
---|---|---|
kleine Unternehmen in strukturschwachen Regionen | 45 % |
55 % |
kleine junge Unternehmen | 45 % |
50 % |
kleine Unternehmen | 40 % |
45 % |
mittlere Unternehmen | 35 % |
40 % |
Unternehmen bis 500 MA | 25 % |
30 % |
Unternehmen bis 1000 MA | nicht zuwendungsfähig |
30 % |
Die zuwendungsfähigen Kosten für das Projekt eines Unternehmens belaufen sich bei Einzelprojekten auf 550.000 EUR, bei Kooperationsprojekten auf 450.000 EUR. Bei Forschungseinrichtungen werden maximal 220.000 EUR zuwendungsfähige Kosten anerkannt.
Zusätzlich werden bei Kooperationsprojekten maximal 2,3 Millionen EUR Zuschuss vergeben.
Personalkosten bis zu 120.000 EUR pro Jahr werden als zuwendungsfähige Kosten anerkannt.
5. Vergabe der ZIM-Förderung nach De-minimis oder AGVO?
Sehr überwiegend wird die ZIM-Förderung nach AGVO vergeben.
Folgende einzelne Komponenten der ZIM-Förderung werden nach De-minimis vergeben:
- Managementleistungen
- Messeauftritte
- Beratung zu Produktdesign und Vermarktung
Im Umkehrschluss: Alles andere wird nach AGVO vergeben.
6. Wer sind die Projektträger der ZIM-Förderung?
Es gibt insgesamt 3 Projektträger. Diese betreuen unterschiedliche Projektarten von ZIM.
Für Einzelprojekte zuständig:
EURONORM GmbH
Stralauer Platz 34
10243 Berlin
Telefon +49 30 97003-222
Fax +49 30 97003-044
[email protected]
[email protected]
www.euronorm.de
Für Kooperationsprojekte zuständig:
AiF Projekt GmbH
Tschaikowskistraße 49
13156 Berlin
Telefon +49 30 48163-3
Fax +49 30 48163-402
[email protected]
[email protected]
www.aif-projekt-gmbh.de
Internationale Kooperationen:
Georg Nagel
Telefon +49 30 48163-526
[email protected]
Für Innovationsnetzwerke zuständig:
VDI/VDE Innovation + Technik GmbH
Steinplatz 1
10623 Berlin
Telefon +49 30 310078-380
Fax +49 30 310078-102
[email protected]
www.vdivde-it.de
Internationale Innovationsnetzwerke:
Dr. Kerstin Röhrich
Telefon +49 30 310078-492
[email protected]
7. Checkliste Unterlagen ZIM-Antrag für KMU
Antragsformular mit den Anlagen:
- Darstellung des Antragstellers
- rechtliche Erklärungen
- Auflistung der Förderungen in den letzten 2 Jahren
- aktueller Handelsregisterauszug
- Erklärung zum Anreizeffekt der Förderung
- Erklärung zur Einstufung als KMU
Darstellung des Projektinhalts:
- Begründung und Beschreibung der Zielstellung des Projekts und der Wirkungen
- Planung des Arbeitsablaufs
Untersetzung der beantragten Förderung:
- zum Personal und zu den Kosten
- zur Bonität und Finanzierung des Eigenanteils
Markteinführungskonzept
8. Alternativen zur ZIM-Förderung:
In der Praxis kommt es manchmal vor, dass die Vorhaben kein ausreichendes technisches Entwicklungsrisiko aufweisen für eine ZIM-Förderung. In diesem Fall sollte eher auf eine niedrigschwellige Landesförderung zur Innovation geschaut werden. Als weitere Alternativen stehen in diesen Fällen auch die Digitalisierungsförderung, z.B. für die Entwicklung von Applikationen oder Software, oder die Investitionsförderung im Sinne der GRW-Förderung zur Verfügung.
Falls das Vorhaben ein technisches Entwicklungsrisiko aufweist, stehen außerdem noch EU-Förderungen mit Horizont Europa oder Fördermittel auf Landesebene zu Innovationen zur Verfügung. Hauptvorteil in einer Landesförderung zur Innovation besteht ggf. in einem höheren Förderbetrag, oder ähnliches.
EU-Fördermittel zur Innovation mittels Horizont Europa sind insbesondere für Verbundvorhaben spannend, da grundsätzlich eine Förderquote von 100 % auf Forschungs- und Entwicklungsvorhaben sowie 70 % auf Innovations- und Markteinführungsmaßnahmen gewährt werden.
Eine individuelle Einschätzung zu den möglichen und passenden Fördermittelprogrammen erhalten Sie im Zuge des Fördermittelchecks.
9. ZIM-Fördermittelberatung
Die ZIM-Fördermittelberatung von foerdershop beginnt zunächst mit einem Fördermittelcheck oder einer kurzen individuellen Beratung.
Der Zweck des Fördermittelchecks besteht darin ob zu prüfen, ob ZIM wirklich das aussichtsreichste Förderprogramm für Ihr Vorhaben ist. Ggf. kommen wie im obigen Kapitel Alternativen zur ZIM-Förderungen noch EU- oder Landesförderungen in Betracht oder sind eventuell vorteilhafter. Zum Beispiel aufgrund von höherer Gesamtförderung, oder höherer Förderquote.
Die kurze individuelle Beratung prüft nur die Passgenauigkeit Ihres Vorhabens auf die ZIM-Förderung, jedoch keine weiteren Förderoptionen. Zusätzlich werden weitere Hinweise zur erfolgreichen Antragstellung für Ihr Vorhaben gegeben und ein unverbindliches Angebot zur weiteren Umsetzung der Förderung durch foerdershop gemacht.
Autorenprofil & Haftungsausschluss
Dieser Beitrag wurde von Alexander Thiem, Fördermittelberater und Geschäftsführer der DigitalCore Products & Consulting Limited, geschrieben.
Die vorstehende Information ersetzt keine professionelle Beratung oder Betreuung und stellt keine Rechts- oder Steuerberatung dar. Es kann insbesondere eine Anpassung für den Einzelfall oder aufgrund anderer Umstände, z.B. wegen inzwischen geänderter Rahmenbedingungen notwendig sein. Eine Verwendung der Informationen geschieht auf eigene Verantwortung des Nutzers. Gerne stehen wir Ihnen für eine professionelle Beratung bei Bedarf zur Seite.